12.07.2020 // Wem gehört die Hagia Sophia? Diese Frage wird seit 1985 so beantwortet: der gesamten Menschheit! Die Hagia Sophia oder Sophienkirche ist eine von 532 bis 537 n. Chr. erbaute ehemalige christliche Basilika des römischen Reiches, die ab 1453 nach Vordringen des Islams und letztlich der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen als Moschee genutzt und dann ab 1935 durch Mustafa Kemal Atatürk zum Museum ernannt wurde. Das oberste Verwaltungsgericht der Türkei hat am 10. Juli 2020 entschieden, dass die Hagia Sophia künftig wieder als Moschee genutzt werden darf.Die UNESCO hatte die Hagia Sophia im Jahre 1985 zum Weltkulturerbe ernannt. Dies bedeutet, dass das Gebäude aus dem 6. Jahrhundert in ihrem jetzigen Zustand zu belassen ist.
Die Hagia Sophia ist Teil der historischen Altstadt Istanbuls und mit der Ernennung zum Weltkulturerbe sind eine Menge rechtlicher Verpflichtungen verbunden.Der Bau vereinigt beides in sich: sie ist keine Kirche aber auch keine echte Moschee. An den 80 m langen und 70 m breiten Seiten sind 4 Minarette gebaut worden. Es sind über alles überragende 55 m über der Erde schwebende Kuppel sind typische byzantinische Zeichen der Spätantike zu sehen und bestätigen den Bau als eine ehemalige Kirche.Betritt man die Hagia Sophia öffnet sich dem Auge ein berauschender Blick und man wird geblendet von dem Glanz des Tempels. Es ist überwältigend.
Im Inneren ist eine perfekte Symbiose der christlichen und islamischen Geschichte zu erleben. Vieles kann aufgezählt werden: wo vordem der Altar war, ist jetzt der Mihrab ( islamische Gebetsnische) und rechts davon die Kanzel für den Vorbeter. Auf den Emporen hängen große ovale Holzschilder mit arabischer Schrift und verkünden die Namen Allahs, Mohammeds und al-Bakri, erster Kalif nach Mohammed und zeitgleich besticht das Auge den Marmorfußboden mit Muster, wo die zeremoniellen Einmärsche von Kaisern und Bischöfen die wichtigsten Staatsakte von Byzanz darstellen.Proteste aus aller Welt: die USA zeigt eine große Enttäuschung für die Entscheidung Istanbuls, die EU bewertet den Schritt als bedauerlich, Griechenland und Russland sprechen von einem historischen Fehler und drohen sogar mit Konsequenzen. ”Es ist ein Schlag gegen die Orthodoxie”.
Auch der österreichische Außenminister kritisiert den Schritt. Es ist einfach zu viel der Worte des Bedauerns, der Kritik und der Angst, dass hier der Respekt gegenüber allen anderen Religionen verletzt wird.Die Entscheidung, die Hagia Sophia wieder als Moschee zu nutzen, hatte seinen Anfang in den Jahren um 2013, angestoßen von ultranationalistischen Gruppen, der rechtsgerichteten Partei MHP, der Nationalen Türkischen Studentenunion und der anatolischen Jugendvereinigung. ” Wir müssen das islamische Erbe schützen und weitergeben”.So sind jetzt auch die Worte des Präsidenten Erdoğan zu verstehen: ”Die ursprüngliche Identität der Hagia Sophia ist eine Moschee. Der endgültige Entscheidungsträger für den Status der Hagia Sophia ist die türkische Nation, nicht andere. Dies ist eine interne Angelegenheit der Türkei, die man respektieren sollte”.Es gibt Befürworter und Gegner zu der Entscheidung vom 10.07.2020.Es bleibt zu hoffen, dass die Hagia Sophie zur Moschee erwacht, ihr Erbe als Kirche und als Museum weiter behält. Ein erster Schritt hierzu ist die Zusage der Regierung, dass außerhalb der Gebetszeiten das Gebäude den Besuchern einen jetzt kostenfreien Eintritt ermöglicht.
Berkan Uluşal Kroeblin
Quelle: https://www.dw.com/de/die-hagia-sophia-heute-museum-morgen-moschee/a-39407877