Patientengeschichte 3

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Eine wahre Patientengeschichte von „Özel Nobel Tip Merkezi“, Denizli/ Pamukkale

2007 – das Unglücksjahr für Ahmet Z.

Am 04.12.2007 wird Ahmet und seine Familie aus dem normalen Leben herausgerissen.

Er ist gerade einmal 16 Jahre alt. Er steht an einer Kreuzung, beobachtet den fließenden Verkehr und will die Straße überqueren. Aber dazu kommt es nicht mehr. Nach Augenzeugenberichten ist ein schnellfahrender Wagen unterwegs und zwei Frauen in dem vorausfahrenden Fahrzeug können ihn im Rückspiegel beobachten und nehmen die Geschwindigkeit herunter. Er ist viel zu schnell unterwegs, der vorausfahrende Wagen zwingt den Raser, langsamer zu fahren, aber er will überholen. Er schafft es nicht aufgrund des Gegenverkehrs und überholt einfach rechts. Und genau hier steht Ahmet auf dem Bürgersteig. Der rechte Außenspiegel erfasst ihn an der Schulter, und er bleibt mit der Kapuze seiner Jacke hängen. Er wird mehrere Meter weit mitgerissen und bleibt liegen. Der “ verrückte“ Fahrer fährt weiter. Aber er wird von anderen gezwungen, seinen Wagen zum Stehen zu bringen.

Alles geht weiter wie in Zeitlupe. Ahmet liegt bewegungslos am Boden, hat sich einige Rippen gebrochen, eine Schulter ausgerenkt. Der Rettungswagen kommt, aber spät. In der Uniklinik Mainz wird er in der Notfallaufnahme untersucht: Schädelhirntrauma. Er ist tief bewusstlos. Auf der Intensivstation muss er künstlich beatmet werden, später wird eine Luftröhrenbeatmungsöffnung (Tracheostoma)) für die längerfristige maschinelle Beatmung hergestellt.

In den folgenden neun Jahren wird er in sieben verschiedenen Kliniken behandelt – aber es sind kaum Erfolge sichtbar. Zu spät wird auch Gehirndruck diagnostiziert und dies auch nur, weil Ahmet sehr viel Schweiß produziert. Eine Computertomographie beweist die Diagnose. Es treten Spätkomplikationen auf. Er kann nicht sprechen.

Das ganze Unglückstrauma erfasst die Eltern, den jüngeren Bruder und die Schwester. Im Laufe der Jahre sind alle schneller gealtert.

Wieder ist es Zufall, dass durch Bekannte und eine andere türkische Familie, die ein ähnliches Schicksal erlitten hat, die Eltern auf das „Özel Nobel Tip Merkezi“ in Denizli aufmerksam werden.

Jetzt ist er ein Jahr hier, er kann ohne Halterungen und Schutzgurte im Rollstuhl und in einem normalen Sessel sitzen. Die Eltern haben sich im nahgelegenen Ort eine Wohnung angemietet.

Er hat in Deutschland Botox-Behandlungen erhalten. Dieses Nervengift wird in der Medizin für die Behandlung von Spastik eingesetzt. Hier wird mit Hydrotherapie, Elektrotherapie und Robotertechnik gearbeitet. Die vielen Medikamente nimmt er nicht mehr ein. Er wird massiert, erhält Schlammpackungen. Innerhalb kürzester Zeit bessert sich seine gesundheitliche Verfassung. Es ist die Umgebung in diesem Kur- und Rehazentrum, die konzentrierte, zuwendungsintensive Therapie, das freundliche Miteinander, die Wärme und die positive Energie – es ist die besondere Aura des Ortes.

Ahmet ist ein hochintelligenter junger Mann von jetzt 25 Jahren. Er beherrscht 5 Sprachen und kann sich über eine Buchstabenzeigetafel mitteilen

Es ist eine Freude, wie er uns zum Abschied, mit Zeigen auf Buchstabe für Buchstabe, ein weiteres schönes Leben wünscht, mit einem Lächeln und Freude im Gesicht.

Berkan Uluşal, Dr. Peter M. Korn, Fatma Sema Özsüer
Mitglieder Hür Türk Verein Alanya
Juni 2017