Mavi Köşk – Blaues Pavillon bei Çamlıbel/ Nordzypern und die Geschichte Nordzyperns von Cafer Hacıosman
Wollen Sie die Mavi Köşk besuchen, müssen Sie von Girne auf den Weg nach Lapta und Güzelyurt nach Westen fahren, an dem neu vergrößerten Geçitköy-Stausee vorbei und rechts abbiegen in Richtung Çamlıbel.
Das heutige Museum erbaute1957 Paulo Paolidis, griechischer Zypriot mit italienischer Abstammung, diese 2 Etagen Villa in einem jetzt sicheren türkischen Kasernengelände.
Er kam aus einer sehr angesehenen Familie, war Hauptagent für General Motors, Vauxhall und Opel. Er war auch Anwalt des zypriotischen Präsidenten und Erzbischofs Makarios und gleichzeitig der größte Waffenhändler im Nahen Osten. Er nutzte seine Position, um den Waffenhandel zu verstecken. Die Lage des Blauen Pavillons ist so, dass er jederzeit den Blick auf das Meer und die Ankunft seiner Waffensendungen sehen konnte. Das Plateau am Ende des Gartens zeigt die wunderschöne Landschaft, die Beşparmak Berge (Fünf-Finger Berge) und die Bergstraße. Leider wurde dieser Platz nicht zum Vergnügen genutzt. Aus dem unter dem Plateau gebauten Bunker mit Aussichtsfenstern wurden mit Maschinengewehren später 150 türkische Soldaten beim Überqueren der Bergstraße getötet. Heute wird dieses Tal als „Das Tal des Blutes“ bezeichnet.
Der Pavillon ist ein schönes Landhaus und niemand erkannte damals, dass hier Waffen versteckt wurden.
Paolides starb 1986 in Italien bei einem Mafia-Treffen.
Die italienische und mediterrane architektonische Besonderheit dieses Baues des 20. Jahrhunderts ist mit modernster Technik und Architektur ausgestattet gewesen. Hierzu zählte eine zentrale Klimaanlage, versteckte Safes, Spiegel mit neun dimensionaler Sicherheitstechnik, Löwen-Brunnen mit 24-Stunden Wein-Durchfluss, spezieller Sirtaki Taverne Saal, Panorama Fenster mit Blick in den Garten, Erdbebenwarngerät, unterirdische geheime Tunnelwege u.v.m. So ist im Garten ein Ort ähnlich einem Amphitheater zu besichtigen. Paolides hatte hier wohl seine Anwaltsreden geübt und mit der Akustik des Platzes seine eigene Stimme gehört.
Die Villa ist mit vielen Kunstwerken wie Gemälde, Schmuck, Figuren, Schränken, 2 Klavieren, handgemachten persischen Teppichen ausgestattet gewesen. Sogar ein mit Milch befüllter Pool ist zu besichtigen.
Dem Namen entsprechend ist das Haus viel in Blau gehalten. Es gibt blaues Mobiliar, einen blauen versunkenen Brunnen im Wohnzimmer, blaue Fensterrahmen- und Türe und die Läden.
Das Haus hat 16 Zimmer mit wertvollen Boden- und Wandfliesen. Die einzelnen Zimmer und Bäder sind jeweils in einer Farbe bestückt.
Paolides starb 1986 in Italien bei einem Mafia-Treffen.
Im Garten vor dem Eingang des Mavi Köşk lerne ich Cafer Hacıosman kennen. Er ist 1946 geboren und erzählt mir die historische Entwicklung Zyperns, als Augenzeuge und Veteran.
„1955 hatte Georgios Grivas mit der Gründung der EOKA (Nationale Organisation zyprischer Kämpfer) den Kampf gegen die britische Kolonialherrschaft aufgenommen. Mit Terrorakten gegen die britische Kolonialherrschaft und später auch gegen die Zyperntürken wollte er seiner Überzeugung folgend, Zypern als zu Griechenland gehörend durchsetzen. Dieser Guerilla-Krieg ging ca. 5 Jahre lang, bis die türkischen Zyprioten wach wurden und sich selbst zu der TMT – Türkische Widerstandsorganisation – formten. Es war eine schlimme Zeit. Ohne Grund wurden türkische Zyprioten gefangen genommen, ermordet, ihre Häuser niedergebrannt, Frauen und Kinder misshandelt. Zu der damaligen Zeit lebten wir doch, die Griechen und die Türken, wie ein Volk zusammen. Es gab Freundschaften, Eheschließungen, Firmengründungen.“ Er hat Tränen in den Augen.
„Um 1957 kämpften wir mit Fazıl Küçük, unserem späteren Vizepräsidenten, gegen die zypriotischen Griechen und Makarios. Es war eine sehr lange Zeit des Tötens, bis 1963 ein Massaker an zyperntürkischen Zivilisten verübt wurde. Heute wird dieser Tag, der 21.12.1963 als „ Blutige Weihnachten 1963“ bezeichnet. Nach kurzen Momenten der Ruhe wurden immer wieder Kriege angefacht und am 15.7.1974 putschte die griechische Militärjunta gegen Makarios und setzte Nikos Sampson als neuen Präsidenten von Zypern ein, für den Anschluss Zyperns an Griechenland. Dem konnten wir mit hohem Verlust an eigenen Leuten am 20.07.1974 und 14.08.1974 mit Hilfe von ca. 40.000 türkischen Soldaten entgegentreten.
Heute leben wir auf einer Insel mit Grenzlinie, als Green Line bekannt, getrennt voneinander. Wir werden international nicht als Staat anerkannt, wir sind ein de-facto Regime.“
Berkan Uluşal Kroeblin und Fatma Sema Özsüer